Guntersblumer Museum im Kellerweg
Verein zur Erhaltung Guntersblumer Kulturgutes e.V.
Der folgende Beitrag wurde entnommen aus: Guntersblumer Geschichte(n), Band 1, S. 47
Mitten im Kellerweg befindet sich der Julianenbrunnen, der eigentlich Ägidiusbrunnen heißen müsste, denn von frühesten Zeiten an nannte man ihn im Dialekt »Giljebrunne«. Obwohl er höchst wahrscheinlich der älteste Guntersblumer Dorfbrunnen ist, wird er in alten Schriftstücken kaum erwähnt. Seine Lage in unmittelbarer Nähe der »Sankt Julian Kirch« ließ ihn den Feldmessern wahrscheinlich weniger markant erscheinen als diese Kapelle, hinter der die Freiherrn von Dalberg bereits 1472 einen Weinberg verpachtet hatten. Als Pächter der Herren von Oberstein bearbeitete 1632 Wendel Blum einen Morgen Acker beim »Gülgenborn«. In Schriftstücken des späten 17. Jahrhunderts findet man neben der Schreibweise »Gilgenborn« auch »Jülchesborn«. Im letzteren Ausdruck deutet sich schon die sprachliche Veränderung zu »Julianenbrunnen« an.
Entnommen aus: Guntersblumer Geschichte(n), Band 1, S. 50
Möglicherweise verweist die über dem Brunnen eingemeißelte Jahreszahl 1608 auf eine Renovierung des Brunnens. Wilhelm Weinerth hielt diese Erklärung wohl für zu einfach. Mit viel Fantasie stellte er sich vor, die Einwohner von Guntersblum hätten nach der Reformation dort im Jahr 1608 zum ersten Mal das Abendmahl in beiderlei Gestalt eingenommen. Während Wilhelm Weinerth jedoch diese Begebenheit ausdrücklich nur erwog, wurde sie bei seinen Abschreibern zu einem historischen Ereignis. Nachweislich gab es aber schon am 1. Januar 1575 einen verheirateten, also evangelischen, Pfarrer in Guntersblum. Es wären wahrhaftig arme Guntersblumer Christen gewesen, wenn sie erst nach mehr als dreißigjähriger Zugehörigkeit zum lutherischen Glauben diese Form des Abendmahls hätten genießen dürfen.
Ab 1701 wird von einem Brunnen am Backhaus (Einmündung der Kirchstraße in die Alsheimerstraße) berichtet, einem Ziehbrunnen, denn in diesem Jahr lieferte der Wagner eine Stange für den Backhausbrunnen, und 1721 schaffte man einen neuen Eimer für ihn an. Bis dahin scheint der Julianenbrunnen der einzige Dorfbrunnen gewesen zu sein. Jahrhunderte lang spendete er den Guntersblumern das benötigte Wasser für Haus und Hof, bis private Pumpen und später die öffentliche Wasserversorgung den Bewohnern den Gang zum Brunnen ersparten. Trotz dieser Neuerungen hieß es noch Anfang des 20. Jahrhunderts: »Wer vom Giljebrunnenwasser trinkt, kommt immer wieder her«. Auch für den Weinbau behielt der Julianenbrunnen noch lange seine Bedeutung. Auf dem Platz davor stand das »Eichhäuschen«, wo man mit Hilfe des Brunnenwassers die Weinfässer eichte. Das alte Haus musste um 1900 einem neuen weichen, das aber seit 1974 nicht mehr steht.
Entnommen aus: Guntersblumer Geschichte(n), Band 1, S. 49
Unsere moderne Zeit mit öffentlicher Wasserver- und -entsorgung machten »Eichhäuschen« und öffentliche Brunnen unnötig. Auch der Kellerweg wurde unserer Zeit angepasst. Ohne Rücksichtnahme auf den für den Julianenbrunnen wichtigen von Nordwesten her fließenden Hauptwasserzufluss wurde gehandelt. Daraufhin reagierte der Brunnen auf seine Weise, er versiegte. Da der vom Südwesten kommende schwächere Wasserlauf aus ähnlichen Gründen seine Höhe veränderte und jetzt tiefer als der Brunnen liegt, kann man den Julianenbrunnen nur mit Hilfe einer Pumpe wieder Wasser spenden lassen. Dennoch hat die Außenanlage, seit sie unserer Zeit angepasst wurde, viel von ihrer alten Romantik verloren.