Guntersblumer Museum im Kellerweg
Verein zur Erhaltung Guntersblumer Kulturgutes e.V.
Es gibt wenige Maler, die mit der Landschaft ihrer Heimat so eng verbunden sind wie der Guntersblumer Carl Küstner, der als Maler des Rieds und Altrheines angesprochen werden kann.
Er wurde am 15. November 1861 zu Guntersblum als Sohn des Landwirtes Johannes Küstner und seiner Ehefrau Helene, geborene Friauff, geboren. Sein Geburtshaus ist das Haus Nummer 18 in der Hauptstraße.
Nach dem Besuch der Volksschule in Guntersblum und der Realschule in Worms absolvierte der junge Küstner eine kaufmännische Lehre. Nach Beendigung seiner Ausbildung sollte er in München seinen Militärdienst ableisten. Als er nicht für tauglich befunden wurde, blieb er den Sommer über in der bayerischen Metropole und genoß ihre Kunstschätze und Naturschönheiten. Diese Eindrücke prägten wohl entscheidend seinen späteren Lebensweg.
Er siedelte von München nach Genf über, wo er zunächst als Kaufmann tätig war. Doch dieser Beruf sagte ihm wenig zu. Sein schon in der Schule zutage getretenes Zeichentalent kam zum Durchbruch. Er begann zu malen und entdeckte seine Liebe zur Landschaftsmalerei. Zunächst waren es nur Kopien von Landschaften aus Museen.
1884 kehrte er nach München zurück. Dort legte er dem Landschaftsmaler Professor August Fink seine Arbeiten vor. Dieser erkannte das Talent Carl Küstners. Küstner wurde für sechs Jahre sein Schüler. In dieser Zeit erwarb er das Rüstzeug und entwickelte seinen eigenen Malstil.
Breit, fest und saftig malte er nun seine Bilder, in starken und vollen Farben. Seine Farbgebung baute er oft auf den Dreiklang Grün - Hellblau - Rot auf. Er war ein Dichter der Farben mit einer eigenen Sprache, die nur er allein zu reden verstand. Auf eigenen Pfaden wandelnd und geleitet von seinem Farbensinn schuf er sich einen charakteristischen Stil, der seine Werke auf den ersten Blick als von ihm herrührend kenntlich macht.
Mit Vorliebe wählte er den Winter und das Tauwetter für seine Motive. Staffagen (Menschen und Tierabbildungen) fanden in seinen Werken keinen Eingang.
1900 heiratete er Tusnelda Fink aus Stuttgart. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. Im folgenden Jahr baute er im Kellerweg (Hausnr. 53) sein idyllisches Atelier, das er mit Frau und Tochter alljährlich in den Sommer- und Herbstmonaten bezog, während er in der übrigen Zeit des Jahres in München lebte.
Wie als Mensch ist Küstner auch als Maler seiner Heimat treu geblieben. Den Landschaftstypus Rheinhessens, des Rieds und des Altrheins hat er auf seinen Bildern stets bevorzugt. Interessanterweise gibt es kein Motiv von der rheinhessischen Rebenlandschaft, wo er doch den Wein so liebte. Im Herbst 1932 war er zum letzten Male in Guntersblum. Dann verbot sein Gesundheitszustand ihm die Reise. Eine schwere Schilddrüsenerkrankung lähmte seine große Schaffensfreudigkeit und setzte am 18 Juni 1934 seinem Leben ein Ende.
Worin ist nun das Werk Küstners begründet? Mit feinfühliger und liebevoller Hingabe versenkte er sich in die Landschaft, die er in jeder Jahreszeit, zu jeder Tageszeit, bei jeder Witterung, unbekümmert um Hitze, Kälte, Regen und Sturm aufsuchte. So konnte er dasselbe, ganz einfache Motiv, in stets veränderter Stimmung von Neuem malen ohne Eintönigkeit und Wiederholung befürchten zu müssen.
Bereits 1889 trat er auf der Internationalen Münchner Kunstausstellung im Glaspalast hervor. Von dieser Zeit an war er, von wenigen Ausnahmen abgesehen, alljährlich mit Ölgemälden dort vertreten. Nach dem großen Brand des Glaspalastes im Jahre 1931 fanden die Ausstellungen der bedeutenden europäischen Maler im Deutschen Museum und in der Neuen Pinakothek statt. Werke Carl Küstners wurden auch hier noch bis 1931 ausgestellt, also insgesamt 45 Jahre - Es dürfte nur wenige Künstler gegeben haben, die über einen so langen Zeitraum hinweg zu den Münchner Ausstellungen zugelassen waren.
Wie alle anerkannten Münchner Maler stellte Küstner in dieser Zeit auch noch in anderen deutschen Städten aus, vor allem auf den großen Kunstausstellungen in Berlin, Hamburg. Leipzig, Dresden, Frankfurt, Bremen, Karlsruhe und Darmstadt.
Hohe Anerkennung bedeutete für Carl Küstner im Jahre 1901 der Ankauf seines Gemäldes "Mooslandschaft" durch den bayerischen Staat für die Neue Pinakothek. 1902 wurde für das gleiche Museum sein Gemälde "Märztag" erworben. Außerdem kauften folgende Galerien seine Werke: Museum der Universität Würzburg, Landesmuseum Darmstadt, Gemäldesammlung Mainz, Allbright Art Galerie in Buffalo/USA.
Die Kunstkritik beurteilte Küstner allgemein gut und wohlwollend. Fritz von Ostini, einer der bekanntesten Kunstbetrachter seiner Zeit, würdigte Küstner und stellte ihn in die Reihe der bedeutenden Münchner Maler der Jahrhundertwende. Schon 1897 wurde Küstner vom Preisgericht der Münchner Kunstausstellung die Medaille 2. Klasse zuerkannt und 1901 wurde er mit der "Goldenen Medaille 1. Classe" für sein Bild "Winterabend" ausgezeichnet.
Diese Medaillen konnten jedem Künstler nur einmal verliehen werden.
Küstner trat im Münchner Künstlerleben auch organisatorisch hervor. Wiederholt gehörte er als Mitglied der "Luitpoldgruppe" später der Münchner Künstlergruppe "Der Bund", dem Preisgericht und der Jury bei den Glaspalastausstellungen an. Der mit dem Münchner Kunstleben eng verbundene Meister wurde 1927 zum Professor der bildenden Künste ernannt.
Entnommen aus einem Faltblatt, erschienen anläßlich einer Ausstellung
zu seinem 125. Geburtstages
vom 15. - 23. November 1986 im Rathaus der Gemeinde Guntersblum am
Rhein.
Eine Auswahl seiner typischen Kunst ... (hier klicken)