Lesung mit Hans Jakob Schmitt
im Museumskeller

Das Leben der Kriegsgeneration spiegelt die Irrlichter einer schrecklichen Tragödie - nach 1945 ein Aufatmen und Hoffen, Aufbruch in eine neue, friedliche Zeit. Morgenröte am Horizont. In den Blick rückt das politische Gemeinwesen: Demokratie im Aufbau - ihr Vermächtnis für zukünftige Generationen.

Hans Jakob Schmitt
Jahrgang 1926. Aufgewachsen in Guntersblum am Rhein. Mit 16 Jahren bereits im Krieg. Nach Gefangenschaft Studium: Griechisch, Latein, Philosophie und Theologie. Oberstudiendirektor des Gauß-Gymnasiums in Worms. Auswahlkommission der Studienstiftung des Deutschen Volkes, Kommunalpolitik, heute noch nahezu sonntäglich Gottesdienste.

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WIND MEINES LEBENS

Wenn ich auf einer Kugel laufe, sehe ich die Kugel nicht. Die Erscheinung der Gegenstände und ihre Entfernungen ändern sich schnell mit meinem Lauf vor mir und auch beim Zurückblicken.

Ist das nicht unser Leben? Wir laufen auf einer Kugel. Was wir sehen, hören und erfahren, ist durch unseren Ort und unsere Zeit auf der Kugel bestimmt, erscheint verändert an anderem Ort und anderer Zeit. Vielleicht entgegnet Ihr: „Aber die Astronauten!“ Sie sehen unsere Erde, gewiß als Halbkugel, aber auch ihr Umlaufraum ist eine Kugel. Die Kugel ist mir Symbol des nicht faßbaren Lebensganzen. So ist mir Erinnerung ein Zurückblicken aus neuem Lauf, mit neuen Perspektiven auf alte Wanderwege von unserem jeweiligen Lebenshügel. Wie könnte da Erinnern dem Erlebten gleich sein? „Wir haben aber Fotografien!“ könntet Ihr wieder einwenden. Seht Fotografien aus Eurer Kindheit an. Erscheinen sie Euch heute nicht anders als damals?

Wäre mein Erinnern nach einiger Zeit neu, wäre es vielleicht eine neue, gewiß aber eine veränderte Geschichte.

So ist jedes Erinnern eine lebendige Geschichte - hoffentlich auch mein Erinnern für Euch!

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Eintritt frei, Spenden erwünscht